Haribhaktivilāsa 15

Das Erscheinen des Herrn
Feste während der nächsten fünf Monate


Nirjala-Ekādaśī


19. Padma Purāṇa (6.51.15, 19–25): Bhīmasena sagte: „Großvater, was soll ich tun? Ich bin nicht imstande zu fasten. O Meister, bitte beschreibe mir ein einziges Gelübde, daß einem ermöglicht, eine Vielzahl an Früchten zu ernten.“

20–22. Śrī Vyāsa antwortete: „Wenn sich die Sonne im Monat Jyeṣṭha am elften Tag des zunehmenden Mondes im Zeichen des Stiers oder der Zwillinge befindet, sollte man gewissenhaft fasten, indem man selbst Wasser meidet. Die Weisen sollten Wasser außer zum Baden und dem Ausführen von Ācamana meiden. Wasser sollte nicht gekostet werden, da sonst die Fast gebrochen wird. Eine bedachte Person sollte sorgfältig von Sonnenaufgang bis Sonnenaufgang Wasser meiden, dann wird sie die Frucht der zwölf Dvādaśīs erlangen.

Digdarśinī-Ṭīkā von Sanātana Gosvāmī: Die zwölf Dvādaśīs bezieht sich auf die acht Mahādvādaśīs sowie Śayanā-, Pārśvaparivārtanī-, Bodhinī- und Bhaimī-Dvādaśī. Ansonsten kann es auch die Frucht aller Dvādaśīs in zwölf Monaten bedeuten.

23–25. Am darauffolgenden reinen Dvādaśī-Morgen sollte man baden und gemäß den Regeln den Zweimalgeborenen Wasser und Gold geben. O Meister der Sinne, nachdem man seine Pflichten ausgeführt hat, ißt man zusammen mit den Brāhmaṇas. Bhīmasena, bitte höre den Nutzen, den man bei dieser Art der Ausführung bekommt. O Sohn, an diesem Tag erhält man zweifellos die Frucht aller Ekādaśīs des gesamten Jahres zusammen! Das hat mir Keśava, der Muschelhorn, Cakra und Keule in Seinen Händen hält, gesagt.“

Digdarśinī-Ṭīkā von Sanātana Gosvāmī: Der Nutzen ist insbesondere deshalb so groß, weil es viel Anstrengung erfordert, um sich mitten im Sommer von Wasser zu enthalten.


26–28. Des Weiteren (6.51.30–33): „O Tiger unter den Menschen, wenn jemand diesen Tag feiert, bringt ihm das Wohlstand, Getreide, Verdienst, Söhne, Glück und Freude. Ich sage dir die Wahrheit. Die schrecklichen und wütenden Boten Yamas mit ihren gigantischen und leidenschaftlichen Körpern können ihn mit ihren Stöcken und Seilen nicht binden. Dieser Vaiṣṇava wird zum Zeitpunkt des Todes von Individuen, die gelbe Gewänder tragen, Muschelhorn und Cakra in den Händen halten und geschwind wie der Geist sind, ins Reich Viṣṇus geführt.“

29–31. Und (6.51.39–42): „Dieser beste unter den Vaiṣṇavas, der die Regel befolgt, kein Wasser zu sich zu nehmen, erlangt denselben Nutzen, als würde er alle drei Stunden zehn Millionen Goldspenden darbringen. Das Bad, die Spenden, das Vortragen von Mantras und die Opferungen, die jemand an diesem Dvādaśī ausführt, werden alle von ewigem Nutzen sein. Das ist die Aussage Kṛṣṇas. O König, was soll ich über andere Gelübde außer Nirjala-Dvādaśī noch sagen? Jemand, der vollständig fastet und die Regeln befolgt, wird das Reich Viṣṇus erlangen.“

32-34. In ähnlicher Weise: „Bhīmasena, jene, die dieses reine Nirjala-Ekādaśī befolgen, befreien alle hundert ihrer Verwandten. Zusammen mit ihnen, wird er zum Tempel Vāsudevas geführt.“ Auch (6.51.50): „Jene, die an diesem Tag nicht fasten, begehen Selbstmord. Sie sind voller Sünde, benehmen sich schlecht und sind niederträchtig. Darüber besteht kein Zweifel.“ Und weiter (6.51.55): „Beide, sowohl derjenige, der darüber mit Hingabe hört wie auch derjenige, der anderen darüber berichtet, gehen in den Himmel. Zweifle nicht daran!“


Digdarśinī-Ṭīkā von Sanātana Gosvāmī: Der Vers, der mit „Jene, die“ beginnt, zeigt, daß das Gelübde zwingend ist.



Regeln & Mantras für Nirjala-Ekādaśī


yathā prāg-likhitaṁ kṛtvā saṅkalpaṁ niyamaṁ vrate |
jalam ādāyagṛhnīyan mantreṇānena vaiṣṇavaḥ ||35||


Nachdem ein Vaiṣṇava die zuvor beschriebenen Pflichten ausgeführt hat, sollte er mit etwas Wasser in den Händen folgende Erklärung und die Regeln für das Vrata mit diesem Mantra bekanntgeben:

Digdarśinī-Ṭīkā von Sanātana Gosvāmī: Nachdem der Autor die Voraussetzungen für das Vrata beschrieben hat, zeigt er nun in den nächsten neun Versen die Vrataregeln auf, indem er den Aussagen aus dem Uttarakhaṇḍa des Bhaviṣya Purāṇas folgt. Die „zuvor beschriebenen Pflichten“ bezieht sich auf die Regeln für Daśamī usw., die im zwölften Vilāsa (2-22) erklärt worden sind.

ekādaśyaṁ nirāhāro varjayiṣyāmi vai jalam |
keśava-prīṇanārthāya atyanta-damanena ca ||36||


„Um Keśava zu erfreuen, werde ich mich beherrschen und an Ekādaśī fasten und auch kein Wasser zu mir nehmen.“


varjayec cāmbv aho-rātraṁ vinā cācamanārthakam |
vinā ca prāśanaṁ pādodakasyātyantapāvanam ||37||


Man sollte Wasser sowohl während des Tages als auch in der Nacht meiden. Davon nicht betroffen ist das Wasser für Ācamana und zum Baden sowie jenes, mit dem die Füße gewaschen wurden (pādodaka), da es ausgesprochen reinigend ist.


Digdarśinī-Ṭīkā von Sanātana Gosvāmī: Man sollte Wasser sowohl während des Tages als auch in der Nacht meiden. In diesem Vers schreibt der Autor, daß das Wasser für Ācamana und zum Baden sowie jenes, mit dem die Füße des Herrn gewaschen wurden, nicht abgewiesen werden sollten, da sonst immer der Fehler der Unreinheit gegenwärtig ist. Es wurde schon früher erwähnt, daß das Wasser zum Baden wie auch zur Ausführung von Ācamana angenommen werden kann (15.21), nicht jedoch das Pādodaka. Das liegt daran, daß es überaus reinigend ist, noch reinigender als Ācamana. Die Notwendigkeit von Ācamana wurde zuvor schon begründet (3.304–305).


38. Nachdem man die vorgeschriebenen Abendpflichten an Ekādaśī ausgeführt hat, sollte man eine goldene Trivikramaform mit Milch usw. baden.


vastrādikaṁ samarpyāthābhyarcya gandhādibhiś ca tām |
praṇamya jāgaraṁ kuryāt tad-agre nartanādinā ||39||


Man sollte Ihm Kleider usw. darbringen und Ihn mit Sandelholz usw. verehren. Nachdem man Ihm seine Ehrerbietungen dargebracht hat, bleibt man tanzend und singend die ganze Nacht vor Ihm wach.


prātaḥ-snānādi nirvartya taṁ trivikramam arcayet ||40||


Am morgen führt man die morgendlichen Pflichten aus, indem man zuerst badet, und verehrt daraufhin Trivikrama.


śaktyāmbukumbhān viprebhyo dadyād gandhādy-alaṅkṛtān ||41||


Gemäß seinen Möglichkeiten spendet man den Brāhmaṇas Kumbhas mit Wasser, die zusätzlich mit verschiedenen Duftstoffen wie Sandelholz geschmückt sind.


deva-deva hṛṣīkeśa saṁsārārṇava-tāraka |
jalakumbha-pradānena yasyāmi paramāṁ gatim ||42||


„O Deva unter den Devas, Hṛṣīkeśa, Du rettest jeden vom Meer der wiederholten Geburten und Tode! Indem ich diesen mit Wasser gefüllten Kumbha spende, werde ich das höchste Ziel erreichen.“


dadyāc ca kanakaṁ chatraṁ vastra-yugmam apānakau |
jalapātrāṇi divyāni vibhāve sati vaiṣṇavaḥ ||43||


Der Vaiṣṇava sollte Gold, einen Sonnenschirm, zwei Kleidersets oder einfach wunderschöne Kumbhas spenden.


śaktyā viprān bhojayitvā pītvā bhrātṛkarāj jalam |
svayaṁ vā pīya maunī san bhuñjīta saha bandhubhiḥ ||44||


Nachdem die Brāhmaṇas nach seinen Möglichkeiten beköstigt wurden, sollte man leise aus der Hand seines Bruders oder der eigenen Wasser trinken. Dann ißt man gemeinsam mit seinen Freunden.