Kṛṣṇas Spiel als Dāmodara (5)

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(5)


Yaśodā hat ihr wundersames Werk beendet. Er hat keineswegs aufgehört zu weinen. Er hat sich binden lassen. Er ist ganz das bestrafte Kind. Die Mutter betrachtet ihr Werk mit einem Blick des Triumphes und dieser Blick ist Ihm das Schönste. Er wollte ja diesen Triumphblick sehen; es war ja eigentlich gar nicht ihr Triumph, es war ja ein Triumph um Kṛṣṇas willen.
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Kṛṣṇas Spiel als Dāmodara (4)


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(4)


Das gab ihr zu denken. „Er bringt es fertig, wirklich in den Wald zu laufen, weil ich Ihn Äfflein nannte. Die Mägde habe ich alle fortgeschickt. Um Seinetwillen harrt meiner vielerlei Arbeit. Laß ich Ihn frei, läuft Er am Ende wirklich in den Wald. Das Beste ist, ich binde Ihn fest.“

Yaśodā nimmt Kṛṣṇa bei der Hand und durch den Hof schreitend, zieht sie einen schweren Mörser der Länge nach am Boden liegend, schmal in der Mitte, wuchtig und breit an den Enden. Der kommt ihr gerade recht. mehr

Kṛṣṇas Spiel als Dāmodara (3)

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(3)


Yaśodā hat die Milch vom Feuer genommen und ist eiligen Schrittes dorthin zurückgekehrt, wo sie Kṛṣṇa zurückgelassen hat. Sie sieht den Schauplatz Seiner Tat. Die feinen Brocken des irdenen Topfes, der verräterische Stein, die Fußspuren des Kindes – sie weiß, wer hier Seinen Zorn ausgelassen hat. Sie lächelt. Wie gründlich hat das Kind gearbeitet! Wie traurig und ergrimmt muß Er gewesen sein, als sie Ihn verließ, war es ihr doch selbst so schwer gewesen, Ihn von ihrer Brust zu lassen. Und doch, sie muß Ihm böse sein. „Er muß lernen, daß auch Zorn nie so weit gehen darf, daß er vernichtet, was Ihm gehört.“ Zorn und Lachen mischen sich in ihrem Herzen, so wie sich in Seinem Herzen Zorn und Furcht gemischt hatten. „Er ist mein Kind. Wenn Er nicht verstehen will, muß ich Ihn mit Strenge behandeln. Er muß gehorchen lernen!“ Sie nimmt einen Stock in die Hand, nicht weil sie daran denken könnte, Ihn je zu schlagen, sondern weil sie ihren Worten diesmal durch Einflößen von Furcht stärkeren Nachdruck verleihen will.
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Kṛṣṇas Spiel als Dāmodara (2)

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(2)


Ihr Herz ist ganz bei Ihm. Hilflos fällt der Milchstrom auf Yaśodās edles Gewand.

„Wie ist es möglich, daß sie Ihn verläßt?“ zürnt Er, „weiß sie nicht, daß Er Sich nie satt trinken kann, wenn Er an ihrer Brust liegt – und heute läßt sie Ihn stehen, obwohl Er nicht einmal halb satt ist? Warum vergißt sie, daß es wichtiger ist, Seine Wünsche sogleich zu erfüllen, als sich um das zu sorgen, was später einmal für Ihn bestimmt ist. Das Feuer ist Gefahr. Deshalb nahm sie Ihn nicht mit. Doch Er ist heute von Sich aus zu ihr gekommen, und sie hätte Ihn auf keinen Fall im Stich lassen dürfen.“
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Kṛṣṇas Spiel als Dāmodara (1)


(aus dem Buch Kṛṣṇa Caitanya – Sein Leben und Seine Lehre von Walter Eidlitz)

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Schon ganz zu Anfang des Bhāgavatam (1.1.2) wird gesagt, daß Bhagavān durch den höchsten Dharma (die dienende erkennende Gottesliebe, die Premabhakti) schnell im Herzen gebunden wird.

In größter Lebendigkeit und Eindringlichkeit kommt das in der sogenannten Dāmodara-Līlā Kṛṣṇas zum Ausdruck. Da wird Kṛṣṇa im Verlauf des Spiels nicht etwa bloß im Herzen, sondern vor aller Augen durch die gewaltige Kraft der Premabhakti eines Seiner Ewig-Beigesellten gebunden.

Die Śāstras berichten von dieser Līlā und geben damit denen, die dienend und mitdenkend zuhören und ihr eigenes Wohl und Wehe dabei ganz vergessen, einen Einblick in das innere Leben Gottes. Einen vollen Monat widmen viele Kṛṣṇa-Bhaktas in Indien alljährlich der Betrachtung, dem Gesang und der Erörterung dieser Dāmodara-Līlā. Dieser Monat heißt deswegen der Monat Dāmodara. Die anderen nennen den Monat Kārtika, er entspricht ungefähr unserem November.

Die folgende Nacherzählung der Dāmodara-Līlā gibt die entsprechenden Berichte in Bhāgavatam (10.9), in der Gopāla-Campū und der Ānanda-Vṛndāvana-Campū wieder.
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Erfahrungen der Bhakti: Kapitel 1

Erfahrungen der Bhakti Cover 01

Kapitel 1
Was ist Bhakti?

Bhakti kann kaum mit materiellen Begriffen erklärt werden, da sie transzendental ist. Śāṇḍilya beschreibt Bhakti als die innig liebende Anhaftung an Gott (parānuraktir-īśvare).“ Rūpa Gosvāmī beschreibt sie als das harmonische Streben nach Kṛṣṇa; ein Streben, das weder von Jñāna und Karma berührt noch vom Verlangen nach irgendetwas anderem gestört wird. Nārada beschreibt sie als in Worten nicht faßbare Liebe zu Gott und die erhabenste aller menschlichen Erfahrungen, nach deren Erreichen der Mensch sich nach nichts anderem mehr sehnt. Diese Freude macht ihn verrückt, und er ist im eigenen Selbst zufrieden. Stets schwimmt er in einem Meer des Nektars und wird von den Genüssen dieser oder der nächsten Welt nicht angezogen; die weltlichen Genüsse erscheinen ihm wie die trüben Wasser eines schlammigen Tümpels. mehr