Jagannātha

Ein weiterer Wunsch erfüllt

An meinem ersten Tag des Dienstes im Tempel ereignete sich noch ein weiteres denkwürdiges Līlā. Als ich am Abend draußen vor den Mūrtis stand, traf ich ein frisch vermähltes Paar aus Bengalen. Der Name des Mannes war Dīpen Ghoṣa und seine Frau hieß Śubhaśrī.

Der Mann fragte mich: „Ist derjenige mit dem schwarzen Gesicht Jagannātha? Kann Er wirklich Gebete hören und sie beantworten? Vielleicht nicht, denn er ist aus Holz gemacht und hat auch keine Ohren, zu hören. Du als Priester von Jagannātha betrügst nur die Pilger, die von weit her kommen. Dein einziges Interesse besteht bloß darin, in Seinem Namen Geld zu nehmen. Aber Jagannātha antwortet nie auf unsere Gebete.“ mehr

Śrī Jagannātha und der erfüllte Wunsch

1973 konnte der Autor dieses Buchs selbst ein eindrucksvolles Līlā von Śrī Jagannātha erleben. Ich bin ein Priester, ein Khuntiā, im Tempel und durfte den Dienst zu Śrī Jagannātha von meinem Vater lernen und übernehmen.

Die Khuntiās dienen auch als Bodyguards für die Ṭhākuras, und ohne ihre Erlaubnis dürfen die Geweihten nicht ins innerste Heiligtum des Tempels treten, um einen Darśana, einen Anblick, Śrī Jagannāthas und Seiner Geschwister zu bekommen. The Khuntiās nehmen jegliche Gaben von Früchten, Kleidung und Geld an, und nur ihnen ist es vorbehalten, etwas den Ṭhākuras auf dem Altar darzubringen.
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Śrī Jagannātha und Karamā Bāī

Alle waren zutiefst besorgt, als die Tempelrituale plötzlich gestoppt wurden. Jagannātha nahm keine Opferungen mehr an, und niemand wußte, warum. Schließlich wurde der König von Purī unterrichtet, daß Jagannātha keine Opferungen mehr annahm. mehr

Śrī Jagannātha und die goldene Platte

Bandhu Mohānti war zwar kein Brāhmaṇa, aber ein großer Geweihter Śrī Jagannāthas. Trotz seiner großen Armut glaubte er fest daran, daß Śrī Jagannātha sein wahrer Freund war und Er ihm ganz sicher beistehen werde, wenn er in Not geraten würde.

Bandhu Mohānti verbrachte die meiste Zeit des Tages Geschichten über Śrī Jagannātha lesend und vergaß dabei vollkommen seine Frau und Kinder. Seine Frau wußte nicht einmal, daß er ein Geweihter Śrī Jagannāthas war. Sie dachte, er hätte einen Freund in der Nachbarschaft, der Jagannātha hieß. Sie ärgerte sich sehr, daß Bandhu Mohānti mehr Zeit mit seinem Freund als mit ihr verbringen wollte. Eines Tages fragte die Frau: „Wer ist dieser Freund?“
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Śrī Jagannātha und die Yoginī

Ihr liebliches Lächeln war für jedes Auge anziehend, als ob der Grund für die Existenz von Augen überhaupt nur ein solcher Anblick sei. Die Leute, die durch den Tempelhof kamen, starrten sie stets an. Ihr Gesicht war so nektarhaft schön, daß Pilger, die zum Darśana von Śrī Jagannātha eilten, kurz innehielten, um sie anzuschauen. mehr

Śrī Jagannātha und Salabega

Trotz allem Ziehen, Zerren und Stoßen unter dem Geschrei der Menge stand der Wagen des Herrn einfach still. Er stand wie ein großer unbeweglicher Berg da. Der Wagen von Subhadrā, der Schwester Śrī Jagannāthas, hatte schon fast den halben Weg zurückgelegt und befand sich in der Nähe der Balagandi-Straße. Die Menge war besorgt, und es drohte sogar, daß das große Wagenfest unterbrochen werden mußte. Für einen Augenblick herrschte Stille. War es Zeit, eine Rast einzulegen, oder wollten die Wagenlenker mit dieser Verzögerung noch mehr Passion von den Geweihten heraufbeschwören? mehr

Śrī Jagannātha und Dasia Bouri

Es bringt nichts, sich die Frage zu stellen, ob Dasia Bouri ein Verrückter war oder im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte, wenn er so wenig wie eine Kokosnuß dem Herrn darbrachte und Ihn dann bat: „Bitte gib mir die Kokosnuß zurück, falls der Herr sie nicht voller Freude annimmt.“ Was war er doch für ein sonderbarer Mensch. Gibt es einen Gott, der die Gaben Seiner Geweihten mit Seinen eigenen Händen annehmen kann? mehr

Śrī Jagannātha und Gītā Pāṇḍa

„Hast du überhaupt keine Gefühle? Deine drei Kinder hungern schon seit drei Tagen! Wie lange können sie ohne Essen leben? Höre endlich auf, diese nutzlosen Epen zu lesen! Trödle in dieser gleißenden Sonne nicht herum. Geh’ und bettle heute in fünf Dörfern um Nahrung!“

Obwohl die Frau den Pāṇḍa schon seit dem frühen Morgen drängte, um Nahrung betteln zu gehen, machte er keine Anstalten, sich zu bewegen. Nach seinem Morgenbad setzte er sich hin und trug, seiner täglichen Gewohnheit folgend, die Bhagavad-Gītā vor. Doch nun schrie ihn seine Frau an: „Was bist du doch für eine schamlose Kreatur! Dein fortwährendes Singen findet seine Antwort nur im herzzerreißenden Weinen dieser hungernden Kinder! Selbst dann noch, fährst du fort, die Gītā zu lesen. Können wir auf diese Weise ernährt werden? Geh sofort raus zum Betteln? Ansonsten werde ich dir eine Lektion erteilen.“ mehr

Śrī Jagannātha und Prinzessin Viṣṇupriyā

Seit Jahren beschäftigte die Ärzteschaft Rājasthānas eine unheilbare Krankheit der Königin. Die Astrologen haben ihre Voraussagen gemacht, und obwohl unterschiedlichste Pūjās und Feuerzeremonien zu den verschiedensten Devas, die für göttliche Heilungen bekannt sind, durchgeführt worden waren, verschlimmerte sich die Krankheit der Königin von Tag zu Tag.

Mahārāja Jayasiṁha aus Kota in Rājasthāna sorgte sich sehr um die Gesundheit seiner geliebten Königin Candrāvatī. Er könnte nicht mehr weiterleben, würde sie sterben. Aufgrund dieser ständigen Sorge, vernachlässigte der König seine Regierungsgeschäfte. Er widmete seine ganze Zeit dem Wohlergehen der Königin. Trotz aller Bemühungen, schien ihr Tod bevorzustehen.
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Śrī Jagannātha und Kapitän Beatle

Das Schiff hatte Candanapura bereits verlassen und befand sich nun einige Meilen in der Meeresbucht von Bengalen. Der erste Maat beobachtete mit seinem Fernrohr das Meer. Plötzlich richtete er seinen Blick auf einen bestimmten Punkt. War das ein riesiger Wal oder irgendein gigantisches Seemonster, das in der Lage wäre, das ganze Schiff zu verschlingen? Es war erstaunlich. Das bloße Klatschen mit der Schwanzflosse könnte das Schiff in tausend Stücke zerschmettern. Der Maat bemerkte, daß das Schiff auf die sonderbare Kreatur zusteuerte. Man mußte Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, um einer Katastrophe zuvorzukommen. mehr

Śrī Jagannātha und der stolze Geweihte

Im Jahr 1727 kam Dhanañjaya Mehta, ein sehr wohlhabender Mann von Hyderabad in Südindien nach Purī. Aufgrund seines Reichtums war er sehr stolz. Er kam zusammen mit seiner Familie nach Purī, obwohl er selbst nicht so viel Glauben in Jagannātha hatte. Er beschloß, diese seltsame Gestalt aus Holz herauszufordern.

Im Tempel wird den Ṭhākuras dreimal täglich etwas zu Essen dargebracht. Dhanañjaya Mehta verkündete öffentlich, daß er Jagannātha 100.000 Rupien spenden würde, wenn die Tempelköche imstande wären, mit dem ganzen Geld eine einzige Opferung von Prasāda zuzubereiten. Zu jener Zeit waren Früchte und Gemüse ganz billig zu haben. 100 Rupien reichten schon, um die Zutaten für eine Bhoga-Opferung zu kaufen. 1000 Rupien waren bereits zuviel. Deshalb konnte sich niemand im Tempel vorstellen, was man mit 100.000 Rupien kaufen sollte. Dies wurde zum großen Problem für die Verehrer des berühmten Tempels von Śrī Jagannātha. Sie waren zweifellos traurig, die herausfordernde Haltung eines sogenannten Geweihten zu sehen.
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Śrī Jagannātha und Carcikā Devī

Menschen aus der ganzen Welt kommen zu Śrī Jagannātha, um Ihn zu sehen. Aber nicht nur sie sondern auch die Devas und Devīs. Es heißt, daß die Devas vor allem die letzte Zeremonie des Tages gerne sehen, bei der Jagannātha Sich in Sein Schlafgemach zurückzieht. Die Zeremonie heißt Pahuda und findet um Mitternacht statt. Drei wunderschöne, aus Elfenbein geschnitzte Betten, die mit lieblich duftenden Blumen geschmückt sind, vor allem mit weißen Jasminblüten, werden vor die Ṭhākuras gebracht. Blumen werden über alle Betten zu Klängen devotionaler Musik gestreut und die kleinen goldenen Formen von Jagannātha, Subhadrā und Balabhadra werden zum Schlafen ins Bett gelegt. Daraufhin wird Āratī mittels der Darbringung einer Lampe dargebracht, und Blumen werden überall gen Himmel geworfen und von den Devas und Devīs als Zeichen für Jagannāthas Segnungen eingesammelt. Es ist auch die Pflicht der Devas und Devīs jede Nacht zur Zeit dieser Zeremonie anwesend zu sein.

Eines Tages kam die Devī Carcikā aus dem entfernten Dorf Baṅkī zu spät zur Andacht. Jagannātha, der alle Fehler verzeiht, sah auch darüber hinweg, doch nicht Balabhadra: „Mutter, denkst du, daß die Zeremonien in diesem Tempel nach deinem Gutdünken stattfinden? In den letzten Tagen bist du zu stolz geworden. Raus mit dir! Du kannst nicht mehr Zeuge der Pahuda-Zeremonie sein.“
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